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Der Porsche 963 #75 in der Le Mans Livery von oben: Die Farben ehemaliger Le Mans Fahrzeuge betonen das Design des Rennfahrzeugs.

6/2/2023

Von der Idee auf die Rennstrecke: Interview mit Stéphane Lenglin.

Ein Kindheitstraum wird wahr.

Stéphane Lenglin liebt Autos – sogar so sehr, dass er sie zu seinem Beruf gemacht hat. Der Exterieur Designer hat inzwischen bei einigen Porsche Fahrzeugen mitgewirkt und durch seine Hand hat der Porsche 963 nicht nur seine Form erhalten, sondern auch seine neue Gestaltung. Sieben Farben zieren das Hypercar als Hommage an die Geschichte von Porsche in Le Mans. Mit uns hat Stéphane Lenglin über sein liebstes Thema gesprochen: Fahrzeugdesign.

Frage: Sie arbeiten seit etwa sechs Jahren als Exterior Designer bei Porsche. Welches Fahrzeugdesign mochten Sie bisher am meisten und warum?

 

Stéphane Lenglin: Ja, die Zeit fliegt. Es werden im Juli sieben Jahre sein, seitdem ich Teil des Exterior Design Teams wurde. Und ich habe in dieser Zeit an vielen Projekten mitgearbeitet. Von Konzeptstudien zu Serienfahrzeugen, aber bis jetzt ist mein Highlight der 992 GT3 – nach dem 963, natürlich.

 

Warum? Zum einen war es eines meiner ersten Großprojekte, die ich selbst von der ersten Skizze bis zur Produktion begleitet habe. Zum anderen ist es ein Fahrzeug, das ich gerne besitzen würde, wenn ich es schaffe, genug Geld zu sparen ... Man muss Träume haben!

 

Frage: Was würden Sie sagen definiert die Porsche Design DNA?

 

Stéphane Lenglin: Zuallererst ist die Porsche Design DNA für mich das zeitlose und ikonische Design mit einer langen Historie. Das macht das Design von Porsche so einzigartig. Wir Porsche Designer suchen Inspiration und orientieren uns immer an der Vergangenheit der Marke, um die Zukunft der Porsche Identität zu schaffen. Porsche hat über die Jahre eine eigene Methode entwickelt, um die eigene Identität zu erhalten: die Entscheidung für konsequente Evolution statt komplette Revolution. Zudem gibt es den Gedanken "Form folgt Funktion", was die Porsche DNA auch definiert. Porsche Design ist authentisch und ehrlich. Die Oberflächen sind "clean" und die Proportionen ebenso wichtig.

 

Und natürlich hat Porsche ikonische Designelemente, die bei allen Fahrzeugmodellen sichtbar sind: die Flyline des Daches, der Porsche Schriftzug im Fenster, die niedrige Nase und die breiten Schultern. Das alles definiert die Porsche DNA.

 

Frage: Was gefällt Ihnen am Beruf als Exterior Designer?

 

Stéphane Lenglin: Fast alles. Seit ich ein Kind war, habe ich es geliebt, Autos zu zeichnen. Jetzt habe ich das Glück, mein Hobby mit meinem Beruf zu vereinen. Mich jeden Tag neuen Herausforderungen zu stellen, macht mir besonders viel Spaß. Als Exterior Designer für Porsche habe ich Freude daran, täglich an ganz unterschiedlichen Projekten zu arbeiten: vom Modellfahrzeug zur Design Studie und Motorsport Projekt. Es ist nie langweilig und ich lerne immer etwas Neues dazu.

 

Frage: Was inspiriert Sie, wenn Sie an einem neuen Exterior Design arbeiten?

 

Stéphane Lenglin: Zunächst starte ich ein Projekt gerne damit, einen klaren Kopf zu bekommen. Das erreiche ich, indem ich ruhige Musik auflege und auf weißem Papier skizziere. Für mich ist das die beste Art zu starten.

 

Dann lasse ich mich von meinem Umfeld inspirieren. Das könnte alles sein: Objekte, Autos, Architektur etc. Ein Blick in die Vergangenheit kann für mich ebenso sehr inspirierend sein, denn Design ist ein bisschen wie die Modeindustrie: es dreht sich im Kreis. Trends kommen und gehen. Wir müssen nur einen Hauch der Moderne und Technologie rein bringen.

Ein stilvolles Bild des Porsche 963 von schräg vorn, dahinter ein roter Hintergrund.

Eine Legende in ihren Anfängen.

Frage: Der Porsche 963 unterliegt den Vorgaben der IMSA und WEC. Wie haben Sie diese im Design des Fahrzeugs umgesetzt, ohne dabei den ikonischen Look von Porsche zu verändern?

 

Stéphane Lenglin: Das war die schwierigste Aufgabe. Aber es ist Teil meines Jobs als Designer, mit Vorgaben, Paketen etc. zu arbeiten. Am Anfang des Projekts habe ich gearbeitet, ohne die Vorgaben zu berücksichtigen, damit maximale kreative Freiheit vorrang nehmen konnte. Einige Wochen später kam der Input der Vorgaben, Pakete und Ingenieure im Prozess dazu.

 

Ich kann mich genau an den Tag erinnern, als ich das Dokument mit den Vorgaben erhalten habe: Es gab unheimlich viele zu erfüllende Richtlinien, in die ich ein Rennfahrzeug zwängen musste (lacht). An dem Punkt beginnt der eigentliche Prozess des Fahrzeugdesigns: Es waren einige Monate an Austausch und Teamarbeit mit der Porsche Motorsport Ingenieurabteilung, immer mit der Hauptskizze als Richtlinie und schlussendlich haben wir alle gemeinsam das Design des Rennfahrzeugs von heute entwickelt.

 

Frage: Wie unterscheidet sich das Design eines Rennfahrzeugs wie dem 963 von dem eines Straßenfahrzeugs?

 

Stéphane Lenglin: Grundsätzlich würde ich sagen, dass die Proportionen eines Rennfahrzeugs komplett anders sind zu einem Straßenfahrzeug. Der 963 ist lang, breit und flach. Es hat nur einen Sitz und keinen Platz für Gepäck. Straßenfahrzeuge sind so ziemlich das Gegenteil. Rennfahrzeuge wurden auch entwickelt, um die schnellsten Zeiten auf der Strecke zu absolvieren. Heutige Straßenfahrzeuge müssen effizient, komfortable, sicher etc. sein. Beide agieren in komplett unterschiedlichen Bereichen, aber sie mussen die gleiche Porsche Design DNA in sich tragen.

 

Frage: Sie scheinen Oldtimer zu mögen – trifft das auch auf historische Rennfahrzeuge zu? Und: Können wir Elemente dieser Fahrzeuge im Porsche 963 wiederfinden?

 

Stéphane Lenglin: Ja, ich liebe Oldtimer und historische Rennfahrzeuge. Sie waren zwar nicht so schnell wie die heutigen Rennfahrzeuge, aber sie sahen einzigartig aus.

 

Es gibt einige Details im 963, die vom Porsche 962 inspiriert wurden. Zum Beispiel die Form der Lufteinlässe vor der Frontscheibe, genauso die Aerofunktion hinter den Fronträdern. Die allgemeine Oberflächenbehandlung wurde auch vom Porsche 917 inspiriert – eine saubere und einfache Formgebung.

 

Dazu kommen die heutigen Vorgaben, daher haben wir eine komplett andere Era der Formgestaltung. Mehr Luft, Technologie, Performance, Vorgaben und andere Dinge sind involviert. Daher ist die Livery, und der Name des Fahrzeugs auch eine Art, historische Rennfahrzeuge zu feiern.

Die Heckansicht des Porsche 963 in der Le Mans Livery.

Ein Butterfly für Le Mans.

Frage: Für die besondere Le Mans Livery wurden Sie zurückgeholt zu einem Fahrzeug, dass Sie gut kennen. Wie war der Prozess bei der Entwicklung des nun einzigartigen Looks?

 

Stéphane Lenglin: Ja, ich habe mich echt gefreut, als die Kollegen aus dem Motorsport Marketing auf mich zukamen und mir die Entwicklung der besonderen Livery für die 100 Jahre der 24 Stunden von Le Mans anvertraut haben.

 

Der Grundgedanke war, die Livery nicht komplett neu zu entwickeln, sondern eine Evolution zu schaffen. Auf eine gewisse Art und Weise wollten wir die vergangenen Erfolge von Porsche Motorsport feiern. Die Liveries der vorherigen Rennfahrzeuge waren einzigartig und erkennbar, deswegen haben wir uns dazu entschieden, die Hauptfarben dieser erfolgreichen Fahrzeuge zu nutzen und mit der existierenden Livery zu kombinieren. Nach ein paar Entwurfsrunden zur Auswahl der Farben und in welcher Reihenfolge sie auf das Auto platziert werden (es muss absolut harmonisch sein), kamen wir auf das finale Ergebnis. Vielen Dank an alle für die Zusammenarbeit!

 

Frage: Von allen Fahrzeugen, die, die Le Mans Livery inspiriert haben, welches Design gefällt Ihnen am Besten?

 

Stéphane Lenglin: Ehrlichgesagt gefallen mir alle. Sie sind alle besonders. Mich beeindruckt, dass sich noch heute viele Menschen an diese Fahrzeuge erinnern. Das hat Porsche schon immer gut gemacht. Aber wenn ich eine Livery wählen müsste, dann ist es die Salzburg Livery.

 

Frage: Die Fans haben die Le Mans Livery "Butterfly" genannt. Was halten Sie von dem Spitznamen?

 

Stéphane Lenglin: Ich habe auch für "Butterfly" gestimmt. Ich finde es cool. Es verleiht dem Gesamtprojekt eine poetische Note.

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