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Der Porsche 963 #5 in einer Kurvenabfolge von Spa.

5/4/2023

Kraftprobe in Spa.

Generalprobe mit Hürden.

Beim dritten Saisonlauf der World Endurance Championship in Spa-Francorchamps durchlief das Porsche Penske Motorsport Team einiges an Hürden. Trotzdem hatte das Team lange gute Chancen auf einen Platz auf dem Podium.

Die 6 Stunden von Spa-Francorchamps waren so wechselhaft, wie das Wetter in den Ardennen: Die Porsche 963 Fahrzeuge mit der Nummer #5 und #6 starteten nach einem eher durchwachsenen Qualifying von den Startplätzen zehn und sechs. Das Customer Racing Team Hertz JOTA startete zwischen den zwei Werksfahrzeugen auf Platz sieben zum ersten Mal mit ihrem 963. In der GTE Am-Klasse reihten sich die Kundenteams der Iron Dames und Proton Competition in der 13. Reihe, Dempsey-Proton Racing und GR Racing in der 17. Reihe und die Iron Lynx in der 18. Reihe ein. Auch das Wetter bot keine idealen Startbedingungen – die graue Wolkendecke über der Strecke ließ auch vermuten, dass Regen drohen würde. Eine schwierige Entscheidung für alle teilnehmenden Teams: Slicks oder Wets?

 

Das Porsche Penske Motorsport Team entschied sich für Slicks, also Reifen die für eine trockene Strecke ausgelegt sind. Der weitere Verlauf des Rennens sollte zeigen, ob dies die richtige Entscheidung war.

 

Da in der Saison 2023 Reifenwärmer in der WEC nicht zulässig sind, starteten alle etwas vorsichtiger ins Rennen. Trotzdem verloren die Iron Lynx in den ersten 15 Minuten die Kontrolle über ihr Fahrzeug und landeten im Kiesbett, wo sie stecken blieben. Der erste Safety Car Einsatz wurde eingeläutet.

 

Nach 30 Minuten Rennzeit gaben die Porsche 911 Turbo S Safety Cars die Strecke wieder frei und es ging in allen Fahrzeugklassen direkt zur Sache: Der Porsche 963 #6 mit Laurens Vanthoor am Steuer geht in den Angriff über und kämpft sich an mehreren Fahrzeugen und dem Schwesterauto von Hertz JOTA vor bis auf Platz zwei der Hypercar-Klasse. Auch Michael Christensen im Porsche 963 #5 wollte Plätze gut machen und arbeitete sich auf den siebten Platz vor. Dort duelliert er sich kurzzeitig mit dem Toyota #8 und nachdem er diesen erfolgreich überholt, geht er in die Verfolgung des Glickenhaus mit der Nummer 708.

 

Zeitgleich eröffnet Sarah Bovy der Iron Dames die Jagd auf das Podium und kommt bis auf den vierten Platz der GTE Am-Fahrzeuge – vor ihr die #33 von Corvette Racing, mit dem sie sich schon beim Rennen in Portugal sechs Stunden lang gemessen hatte. Kennzeichnend zu diesem Zeitpunkt ist, dass alle Teams, die sich für Slicks entschieden hatten, Plätze gut machen konnten. Zwar nieselte es leicht, aber es war nicht genug für eine nasse Strecke und das zeigte sich in den Platzierungen.

Es sind meine ersten ‚6 Hours of Spa’ in der WEC. Ich habe dieses Rennen sehr oft als Zuschauerin verfolgt und war als Fan vor Ort. Damals sagte ich, es wäre echt cool, einmal dieses Rennen selbst zu bestreiten.

Sarah BovyFahrerin, Iron Dames

Als die erste Stunde des Rennens kurz vor dem Abschluss ist, verlor eines der LMP2-Fahrzeuge einen Reifen und löste damit erst die gelbe Flagge und dann ein Full-Course-Yellow aus. Zu diesem Zeitpunkt war der Porsche 963 #6 in der Aufholjagd auf den erstplatzierten Toyota #7, während Christensen in der #5 fast auf Berührung mit dem Glickenhaus fuhr. Obwohl während einer Full-Course-Yellow-Phase nichts passieren darf, ist klar, was der #708 drohte, sobald die Gelbphase beendet werden sollte.

 

Die Auflösung der FCY-Phase wurde von der Rennleitung über Funk von zehn runtergezählt. Der Fokus lag klar auf der Situation zwischen dem Porsche 963 und dem Glickenhaus. Die Fahrzeuge durchfuhren bei gedrosselter Geschwindigkeit einige Kurven, die #5 regelrecht am Heck des #708.

 

Der Countdown erreichte Null: Sofort ging Christensen auf die Innenseite des Glickenhaus und zog in einer Kurve vorbei. Der Porsche 963 #5 erlangte die vierte Position im Grid. Der Glickenhaus wollte die Position natürlich zurück, doch Christensen setzte ein GTE Am-Fahrzeug dazwischen und der Toyota #8 näherte sich von hinten. Knapp um die Stundenmarke war Christensen in einem Duell mit dem Toyota verwickelt und schafft zwar mehrfach, das andere Hypercar-Fahrzeug auszukontern, doch irgendwann schafft es die #8 vorbei.

 

Zwischenstand nach einer Stunde Rennzeit: Die Porsche 963 #5 und #6 jeweils auf den Plätzen fünf und zwei und Hertz Team JOTA auf der 11. in der Hypercar-Klasse. In der GTE Am-Klasse belegen die Iron Dames Platz eins, GR Racing den siebten Platz mit Proton Competition dahinter. Den Abschluss auf den Plätzen 11. und 12. machen Dempsey-Proton Racing und die Iron Lynx.

 

Die Stundenmarke war auch das Signal für die ersten Boxenstopps: Die Iron Dames entschieden sich sehr früh für die Ausfahrt, dicht gefolgt von den Verfolgern ORT by TF – die bessere Position wurde zu einem Geschwindigkeitswettbewerb der Boxenteams. Auch gingen die Porsche Werksfahrzeuge früh in die Box – zwar warf das den Porsche #6 zurück auf Platz vier, aber Laurens Vanthoor kam schnell zurück auf Platz drei, während die #5 weiterhin den fünften Platz hielt.

 

Nach den Tankstops gingen ORT by TF im Aston Martin Vantage AMR in den Angriff über: Mehrere Runden lang bedrängte der Aston Martin Sarah Bovy im pinken Porsche 911 RSR, versuchte sie in Kurven abzulenken oder zum Überholen anzusetzen. Sarah Bovy hielt souverän dagegen, aber auf der Start-Ziel-Geraden wurde sie schließlich eingeholt und dabei leicht von der Strecke abgedrängt.

 

Auch kurz vor Ende der zweiten Stunde kam es zur Verlangsamung des gesamten Grids: Einer der Cadillacs verlor die Kontrolle in der Eau Rouge und so mussten alle Fahrzeuge unter Safety-Car-Bedingungen weiterfahren. Zwischenzeitlich befand sich der Porsche #6 wieder auf Platz zwei, die #5 auf Platz vier und Hertz Team JOTA auf Platz acht. Um die Stundenmarke wurde das Fahrerfeld auch wieder freigegeben und viele Teams entschieden sich für den Fahrerwechsel.

Der goldene Porsche 963 #38 von Hertz Team JOTA auf der Rennstrecke.

Alles auf einer Karte.

Der Porsche 963 #5 kam zuerst in die Box und es erfolgte der Wechsel von Laurens Vanthoor zu Dane Cameron. Als dieser wieder aus der Box rauskam, durfte er sich zunächst mit dem Ferrari #51 messen, um seinen Platz hinter den Top Drei zu halten. In der Porsche Box der #6 begannen indes bereits die Vorbereitungen für den Fahrerwechsel: Kévin Estre stand in seiner Rennkleidung bereit.

 

Doch die Boxencrew hatte den Kontakt zu Michael Christensen komplett verloren – kein Funkkontakt, kein Blick in die Fahrzeugdaten. Die Zuschauer merkten auch erst, dass etwas nicht stimmt, als der Blick auf die Start-Ziel-Gerade gerichtet wurde: Der Porsche #6 stand mitten auf der Strecke, unversehrt, aber unbeweglich. Die Enttäuschung im Team ist groß. Gerade der Porsche 963 #6 hatte in Spa bis zu diesem Zeitpunkt eine gute Leistung erbracht.

 

Eine weitere Full-Course-Yellow-Phase wurde ausgerufen und der Porsche 963 #6 aus dem Rennen genommen aufgrund von Elektronikproblemen. Die genaue Ursache des Defekts sorgt nun beim Porsche Penske Motorsport Team für einiges an Trubel vor dem Saisonhöhepunkt in Le Mans. In Spa lag es an dem Porsche #5, das Rennen noch erfolgreich zuende zu bringen.

 

Nach 30 Minuten wurde die Strecke wieder freigegeben und es passiert erneut einiges in den Fahrzeugklassen: Proton Competition hatte es vor der Gelbphase auf den zweiten Platz geschafft und erringt den ersten Platz kurz nach der Freigabe. Die Iron Dames hatten zwar einige Plätze kurzzeitig eingebüßt, aber waren wieder auf dem Weg zurück an die Spitze – sie mussten nur wieder an dem Aston Martin vorbei, der ihnen zuvor den Platz gekostet hatte.

 

In der GTE Am-Klasse entstanden weitere spannende Dynamiken: Die Iron Lynx bildeten das Schlusslicht der Fahrzeugklasse und die Top Drei näherten sich zum Überrunden. Proton Competition auf dem ersten Platz gelingt das und schafften es, zusätzlich Abstand zu ihren Verfolger aufzubauen. Auch die Iron Dames hatten einen Vorteil: Denn obwohl Iron Lynx und Iron Dames in der WEC gegeneinander fahren, gehören sie zur gleichen Organisation und das wurde in Spa erkennbar. Die Iron Lynx blockierten ORT by TF in den Kurven der Ardennenstrecke, so dass die Iron Dames aufholen konnten.

 

Die Gelbphase hatte den Ferrari #50 vor dem Porsche 963 von Dane Cameron ans Limit gebracht, daher musste dieser nach der Streckenfreigabe direkt in die Box. Damit befand sich der Porsche 963 #5 auf Platz drei und Hertz Team JOTA war knapp dahinter. Sie mussten jedoch noch ihren Fahrerwechsel vollziehen und Porsche Förderpilot Yifei Ye wechselte ins Cockpit des Kundenfahrzeugs.

 

Bis zur Halbzeit des Rennens blieb es in der GTE Am-Klasse spannend: Proton Competition wurde von Ferrari überholt, so, dass Proton Competition zwar die Verfolgung aufnehmen konnte, aber trotzdem von ORT by TF hinter ihnen in Bedrängnis kam. Auf dem vierten Platz dahinter lauerten die Iron Dames auf eine Chance, das GTE-Fahrzeug #25 von ORT by TF zu überholen. Dieser temporäre Wettbewerb dominierte auch die vierte Stunde des Rennens.

 

Doch kurz vor Ende von Stunde vier wird erneut eine Safety-Car-Phase verkündet – diesmal weil der Vanwall Vandervell 680 die Kontrolle verloren hatte und in die Streckenbegrenzung gefahren war.

Der hellblaue Porsche 911 RSR von Proton Competition auf der Rennstrecke.

Herzrasen bis zum Schluss.

Die letzten zwei Stunden des Rennens blieben spannend. Zwischenzeitlich befand sich der Porsche 963 #5 mit Frédéric Makowiecki auf Platz drei des Grids und Hertz Team JOTA auf der Sechs. In der GTE Am-Klasse befand sich Proton Competition auf Platz vier, die Iron Dames auf Platz fünf, Dempsey-Proton Racing auf der Neun, Iron Lynx auf der Elf und GR Racing auf der Zwölf dahinter. Im Verlauf des Rennens hatten die führenden Hypercar-Fahrzeuge bereits alle anderen überrundet, allerdings haben es die Top Drei der Hypercar-Klasse wieder geschafft, die Runde wieder einzuholen.

 

Auch in der fünften Stunde blieb das Rennen nicht vor Safety-Car-Phasen verschont. Dieses Mal rutschte ein Fahrzeug von der Strecke. Für die Fahrzeuge, die zu den führenden Toyotas aufgeholt hatten, war das ein Vorteil. Denn die Chance auf eines der beiden vorderen Plätze bestand wieder. Das Feld wurde durch das Safety Car verdichtet und als die Strecke wieder freigegeben wurde, befand sich Makowiecki nur 12 Sekunden hinter dem vierten Platz mit dem Vorteil, dass er keinen Boxenstopp in der nächsten Zeit brauchen würde.

 

In der GTE Am-Klasse blieb der Kampf um den dritten Platz weiterhin intensiv. Proton Competition wurde von ORT by TF überholt, dahinter befanden sich die Iron Dames. Diese ließen aber die Iron Lynx mit einer Runde Rückstand passieren, damit diese Proton Competition ausbremsen konnten. Im weiteren Verlauf zeigte sich diese Strategie als hilfreiche Stütze, denn 30 Minuten vor Ende befanden sich die Iron Dames wieder auf Platz vier.

 

Obwohl Makowiecki gut in Führung auf dem dritten Platz der Hypercar-Klasse lag, wurden die letzten Runden des Rennens zum Kampf. Runde für Runde schloss der Ferrari #51 auf Platz vier zum Porsche 963 #5 auf. Aber Makowiecki konnte nicht mehr aus seinem Fahrzeug rausholen, um den Vorteil zu halten: die Leistung seiner Hinterreifen ließ immer weiter nach und das Risiko, den Abstand zum Ferrari zu bewahren, war zu groß.

 

Schlussendlich überquerte der Porsche 963 #5 die Ziellinie auf Platz vier, nachdem es vom Ferrari #51 in der letzten Runde eingeholt wurde. In der GTE Am-Klasse schaffte es Proton Competition auf Platz vier, die Iron Dames auf Platz fünf.

 

Für das Team eine schwierige Generalprobe for Le Mans. Aber das Eliminieren von möglichen Fehlern noch vor dem Saison-Höhepunkt birgt auch Chancen. Denn so können sie während dem 24-Stunden-Rennen schon bekannt und sogar behoben sein. Wie das in der Realität schlussendlich aussieht, wird sich erst in Le Mans zeigen.

Bei der Nummer 5 haben wir gute Arbeit geleistet und eine optimale Strategie gewählt. Allerdings waren wir schlichtweg nicht schnell genug.

Jonathan DiuguidLeitender Direktor Porsche Penske Motorsport
Ein dichtes Fahrzeugfeld aus Hypercar- und LMP2-Fahrzeugen fährt um eine Haarnadelkurve.
Der pinke Porsche 911 RSR der Iron Dames fährt vor dem gelben Schwesterfahrzeug der Iron Lynx.
Der Porsche 911 RSR von Dempsey-Proton Racing links neben dem von GR Racing auf der Rennstrecke.
Der Porsche 963 #5 steht erhöht in der Box, die Reifen werden gewechselt.
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