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6/26/2020

Rudy van Buren: Alles nur gespielt?

Rudy van Buren kommt zwar aus der virtuellen Welt des Motorsports. Der 28-Jährige hat aber ein klares Ziel und das ist real: Die Saison 2020 wird zur ersten „richtigen“ Bewährungsprobe des ehemaligen Küchenverkäufers im Porsche Carrera Cup Deutschland.

Rudy van Buren: Der virtuelle Star

In der Sim-Welt des Motorsports ist er ein Star. Der Niederländer aus Lelystad, der seit der Saison 2017 zu den wirklichen Könnern der virtuellen Motorsportwelt gehört. Jetzt hat er seinen Kuli gezückt und seine Unterschrift unter das Vertragspapier mit dem Team CarTech Motorsport by Nigrin gesetzt. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir mir Rudy zeigen können, was unser Team kann“, sagt sein neuer Teamchef, David Prusa. „Podiumsplatzierungen sollten in Reichweite liegen.“

Was macht den Teamchef so optimistisch, wenn er über den Star der virtuellen Welt redet? Längst ist Sim-Racing im „richtigen Motorsport“ angekommen. Immer realistischer werdende Simulationen, bei denen vor allem das Handling der Rennautos naturgetreuer wird, haben aus Simulationen mehr als nur eine einfache Trainingsmethode eines Rennfahrers werden lassen. Spätestens die virtuellen 24 Stunden von Le Mans 2020 haben gezeigt, wo die Reise hingeht und wo sie noch hingehen könnte.

Und genau hier, bei der virtuellen Auflage des größten Langstreckenklassikers der Welt, stand van Buren auch wieder am Start. Er war wieder einer der Stars. Im Team Jota Redline, eine der Erfolgsmannschaften der Szene, dreht er am Lenkrad, hatte ein wenig Pech, das Ergebnis hätte besser sein können. Serverausfälle können mal eben zu den neuen Technikproblemen des Motorsports werden. „Der Rechner einer Teamkollegen war down und damit waren wir weg“, erzählt er darüber, dass Motor- oder Bremsprobleme oder gar ein Unfall im virtuellen Racing nicht das Hauptproblem sind.

Ob er virtuellen Rennsport kann? Längst hat er es bewiesen. 2017 wird er „The World Fastest Gamer“, gewinnt eine Competition gegen 30.000 Mitbewerber, findet sich danach 2018 plötzlich im Simulator-Cockpit des Formel-1-McLaren wieder. Jede Menge „richtiger“ Motorsportler hat er danach in der virtuellen Welt abgebürstet. Jetzt wird es Zeit für den hochgewachsenen Niederländer sich bei den Real-Racern an Bord zu melden.

Richtiger Motorsport? Da war doch was.

Wer denkt, der Porsche Carrera Cup sei der erste Ausflug des Herrn van Buren hinters reale Lenkrad, der täuscht sich. Um fast zwei Jahrzehnte muss das Rad der Zeit zurückgedreht werden, um die Vergangenheit des Kindes van Buren im Kartsport zu entdecken. „Klein-Rudi“ erhält ein Kart, fährt bis zu seinem sechszehnten Lebensjahr mit den Mini-Flitzern. Dann gehen ihm die finanziellen Mittel aus. Der Titel des holländischen und belgischen Kartmeisters im Jahr 2003 hilft da auch nicht weiter. Erst 2017 liest man seinen Namen wieder in Ergebnislisten. rFactor 2, die virtuelle Welt des Motorsports bringt ihn zurück. Es sind die Zeiten, als Sim-Racing gerade beginnt, nicht mehr nur ein Zeitvertreib für Computer-Freaks zu sein. Die richtigen Racer biegen ums Eck, fahren mit. Bekannte Namen tauchen auf und Rudy van Buren nimmt sich spätestens jetzt vor, ihnen nun auch im richtigen Rennsport ein wenig den Hosenboden strammzuziehen.

Mehr als nur Konsole. Gerne auch einen Porsche

Er wählt sich den 911 GT3 Cup aus. Das MRS-Team bringt ihn zu einem Test nach Silverstone. Die Fachwelt reibt sich ein wenig verwundert die Augen. „Der Typ kann’s ja wirklich“, raunt das Fahrerlager hinter vorgehaltener Hand. Er fährt Rennen beim Team von Karsten Molitor und Iris Dorr, dockt anschließend bei seinem Heimspiel in Zandvoort bei Black Falcon im Porsche Carrera Cup Deutschland an. Wieder schaut die Markenpokal-Szene ein wenig ungläubig, als der Dienstwagen des Herrn van Buren in der fünften Startreihe gesichtet wird. Nur für Zweifler: Da standen noch 30 andere Elfer im Grid. Im Rennen tut er sich bei leicht feuchter Fahrbahn ein wenig schwerer. „Bei uns im Spiel regnet es eben nicht und so konnte ich das nicht üben“, spielt er aufs „richtige“ Zandvoort-Wetter an.

2020 will ich in den Top-Ten beginnen und am Saisonsende möchte ich ums Podium kämpfen.

Rudy van Buren

Damit beschreibt er, was er gemeinsam mit dem CarTech-Team von David Prusa erreichen will. Gerne hätte er bereits auch 2019 mit der Mannschaft aus München zusammengearbeitet, aber da sei das Geld ausgegangen. „Mit leerem Geldbeutel war das die falsche Zeit, aber dann haben wir ab Dezember miteinander gesprochen und im Februar 2020 habe ich bei David unterschrieben.“ Trotz Corona-bedingter Zwangspause hat die Saison für Fahrer und Team bereits begonnen. „Wir hatten auf dem Red Bull Ring einen guten Test, der mir und meinem Team ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat“, schaut er auf die Eingewöhnungsphase, die vor knapp drei Wochen begonnen hat.

Sport ist wichtig - Geld aber auch

„Natürlich kämpfe ich um meinen sportlichen Erfolg. Genauso wichtig ist es aber auch, das Budget für die Saison einzusammeln“, beschreibt er das zweite Standbein in seinem Leben. „Dazu setze ich zum Beispiel auch meine Erfahrung als Virtual Racer ein und verkaufe Hi-End-Simulatoren für den Rennsport. Ich komme ja schließlich von da und weiß schon sehr genau, auf was es ankommt.“

All das tut er, um sich seinen Lebenstraum zu erfüllen; den vom Rennsport, virtuell und real. „Gerne würde ich neben dem Porsche Carrera Cup Deutschland auch noch einige Rennen im Porsche Mobil 1 Supercup bestreiten. Ich arbeite zum Beispiel hart an den Rennwochenenden in Silverstone“, hofft er, auch in einem weiteren Porsche Markenpokal eine Chance zu bekommen. „Und vielleicht geht auch noch was mit CarTech beim Rennen in Spa.“

Der Fokus ist aber ein glasklarer: „Ich setzte alles auf den Porsche Carrera Cup Deutschland. „Hier will ich den Erfolg; ich will beweisen, dass ich es kann.“

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