Der Porsche Mobil 1 Supercup erreichte mit dem Titelkampf beim Finale in Monza seinen diesjährigen Höhepunkt: Bei strahlendem Sonnenschein entwickelte sich ein bis zur letzten Rennsekunde hochspannendes Drama zwischen den Rivalen Buus und Ten Voorde.
Kollisionen, gelbe Flaggen und ein “Fernduell” der anderen Art – das Autodromo Nazionale di Monza bot ein atemberaubendes Saisonfinale im Herzen des europäischen Motorsports. Der achte Lauf des Porsche Supercup 2023 fand wie schon in den Jahren zuvor im Rahmen des Formula 1 Gran Premio d’Italia statt. Im Zuge des Schlagabtausches in der Fahrer-, Rookie- und Team-Meisterschaft ging es um jeden Zentimeter italienischen Asphalt des “Temple of Speed”. Das Heimrennen der Tifosi war mit knapp über 300.000 Besuchern des F1-Wochenendes ein traditionell rotes Spektakel. Aus Sicht der Porsche Markenpokal-Fans wurde es jedoch durch den jüngsten Champion in der Geschichte des Supercup gekrönt.
Schnellere Qualifying-Zeiten im Windschatten.
Zu Beginn des Wochenendes fuhr der belgische Rookie #12 Benjamin Paque (BEL/CLRT) die schnellste Zeit des Tages bei der Practice Session. Seine gute Pace hatte er auch dem Windschatten zu verdanken, der auf der High-Speed-Strecke in Monza immer ein Erfolgsfaktor ist. Am Freitag lagen die ersten 19 Fahrer innerhalb von nur einer einzigen Sekunde. Damit ist und bleibt der Porsche Supercup eine Demonstration des sehr hohen Wettbewerbsniveaus zwischen den einzelnen Piloten.
Championtitel-Anwärter #1 Bastian Buus (DNK/BWT Lechner Racing) musste sich mit P9 begnügen, während sein letzter verbliebener Titel-Konkurrent #25 Larry ten Voorde (NLD/Team GP Elite) das Training auf P4 beendete. Beide wussten, dass ihre Startpositionen für das Finale am Sonntag entscheidend sein würden. Das Training bot hier jedoch keine Referenz für den weiteren Verlauf des Wochenendes. Schließlich testeten viele Fahrer, zu denen in Monza auch wieder eine Reihe Gaststarter gehörten, die Track Limits aus und ihre Zeiten wurden gestrichen.
Die Qualifying Session am Samstag war vom Teamwork der Fahrer bestimmt, um den Windschatten bestmöglich auszunutzen. Der Brite #4 Harry King (BWT Lechner Racing) sicherte sich mit einer fehlerfreien Runde (1:48.878 Min.) zum zweiten Mal die Pole-Position in dieser Saison. Im Windschatten-Zug seiner Teamkollegen auf den langen Geraden gelang ihm die jeweils beste Zeit in den ersten zwei Sektoren. Die direkten Rivalen von Team GP Elite waren ebenfalls mit der Windschatten-Strategie unterwegs, gerieten jedoch in den Verkehr auf den letzten Qualifying Runden. Am Ende überquerten #11 Dorian Boccolacci (FRA/CLRT) und #24 Loek Hartog (NLD/Team GP Elite) als Zweit- bzw. Drittschnellster des Qualifyings die Ziellinie. Beide wurden jedoch wie 7 weitere Fahrer aufgrund mehrerer Verwarnungen nach der Session um 5 Startplätze zurückversetzt. Die Startpositionen 2 und 3 im Rennen fielen daher den Rookies Paque und #2 Harri Jones (AUS/BWT Lechner Racing) zu – vor dem zweifachen Supercup-Champion Ten Voorde auf P4. Porsche Junior Buus auf P9 hatte zwar etwas Abstand, seine Titelchancen waren dadurch aber vorerst nicht in Gefahr.
Timo Glocks Mission und der Rookie-Titelkampf.
Der ehemalige Formel-1-Pilot Timo Glock trat wie beim zurückliegenden Rennwochenende in Budapest im goldenen Porsche 911 GT3 Cup mit der Kult-Startnummer #911 an. Der VIP-Gastfahrer peilte bei seinem zweiten Auftritt im Porsche Supercup 2023 ein Ergebnis im vorderen Mittelfeld an. Allerdings gehörte auch er zu den strafversetzten Fahrern des Qualifyings und musste von P28 ins Rennen gehen. Sein Ziel würde also Schwerstarbeit im Cockpit bedeuten.
Der Führende der Rookie-Wertung, #22 Alessandro Ghiretti (FRA/Martinet by Alméras), startete von Platz 17 und somit weit hinter seinem ärgsten Titelrivalen Harri Jones. Er musste im Rennen unbedingt in die Punkte fahren, um sich den Rookie-Titel aus eigener Kraft zu sichern. So wie beim Meisterschaftsführenden Buus galt es dabei, enge Platzduelle und Unfälle zu vermeiden – vor dem Hintergrund der zurückliegenden, kampfbetonten Rennen der Saison per se kein einfaches Unterfangen.
Dramatische Wendungen in den ersten Rennminuten.
Bei strahlendem Sonnenschein startete das Rennen am Sonntag mit einer geplanten Renndistanz von 15 Runden. Aufgrund von zwei Safety-Car-Phasen wurde es durch das maximale Zeitlimit von 30 Minuten bereits nach 14 absolvierten Runden beendet.
Die Session bot von der ersten Sekunde an maximale Spannung. Beim Start konnte sich King vor seinen Verfolgern behaupten, während Ten Voorde bereits nach den ersten 5 Kurven direkt 2 Plätze gut machte. Somit konnte der Niederländer den Briten gleich im Kampf um die Spitze unter Druck setzen – denn nur mit einem Rennsieg konnte er überhaupt Meister werden.
Dahinter versuchte sich Bastian Buus nach vorne zu arbeiten. Beim Anbremsen im Kurven-Komplex "Variante del Rettifilo" musste der Meisterschaftsführende jedoch den Notausgang nehmen. Beim Einfädeln wurde er von Rookie #6 Gustav Burton (GBR/FACH AUTO TECH) am Heck erwischt und drehte sich von der Strecke. Plötzlich befand sich der Meisterschaftsführende ganz hinten und sein Titelkonkurrent Ten Voorde auf P2. Ein dramatisches “Fernduell” entbrannte – denn sollte Ten Voorde Harry King an der Spitze kassieren und Buus ohne Punkte ins Ziel kommen, wäre der Niederländer zum 3. Mal Champion. Zum Glück half dem dänischen Youngster die erste Safety-Car-Phase, wieder Anschluss ans Feld zu finden und die Aufholjagd nach dem Restart zu beginnen.
3. Sieg für Harry King – und BWT Lechner Racing obenauf.
An der Spitze setzte sich Harry King langsam aber sicher von seinem niederländischen Verfolger ab. Das zweite Safety-Car machte es dem Briten allerdings nicht leicht, denn der herausgefahrene Vorsprung war wieder dahin. Dennoch konnte er sich auch beim 2. Restart fehlerfrei durchsetzen und seine Führung verteidigen. Die Pace des Briten erwies sich im norditalienischen Monza als unüberwindbar und brachte ihm seinen dritten Sieg in dieser Saison ein – Bestleistung im Porsche Supercup 2023. Trotzdem reichte es für ihn nur für den Gesamtrang 3, weil er bei 2 Rennen ausgeschieden war.
Kings 25 Punkte in Monza sicherten seinem Team BWT Lechner Racing aus Österreich endgültig und zum 13. Mal den Gesamtsieg in der Teamwertung. Gleichzeitig verhalf er seinem 20-jährigen Teamkollegen Buus zum jüngsten Fahrertitel in der Geschichte des internationalen Markenpokals. Damit ist der Däne auch der dritte Porsche Junior, der den Porsche Supercup gewann – nach dem Neuseeländer Earl Bamber (2014) und dem Deutschen Sven Müller (2016).
Supercup Champion von 2020 und 2021 Larry ten Voorde beendete das Rennen auf P2 und erwies sich als würdiger Vizemeister, der bis zum Schluss um das entscheidende Überholmanöver kämpfte. Das tat auch VIP-Fahrer Timo Glock, machte 17 Plätze gut und erreichte den elften Platz – Mission erfüllt. Zur Freude der Tifosi komplettierte Lokalmatador #8 Simone Iaquinta (ITA/Huber Racing) als verdienter Dritter das Podium in Monza.
Knappes Rennen um den Rookie-Titel.
Auch in der Rookie-Wertung fiel die Titel-Entscheidung erst auf den letzten Metern. Der Wertungsführende Alessandro Ghiretti musste nach einer Kollision sein Auto abstellen. Dem amtierenden Meister des Porsche Carrera Cup Australia, Harri Jones, hätte somit ein dritter Platz im Rennen von Monza für den Titel genügt. Den hatte er auch lange Zeit gehalten, verlor ihn dann aber in einem beinharten Duell gegen Iaquinta. Dennoch konnte der Australier auf dem Rookie Podium in Monza feiern – zusammen mit #15 Giorgio Amati (ITA/Dinamic Motorsport) und #27 Ghislain Cordeel (BEL/GP Elite) auf P2 bzw. P3.
Der Franzose Ghiretti sicherte sich neben dem Titel in der Rookie-Wertung auch den Sieg im internen Rookie-Programm. In das Ergebnis fließen neben den sportlichen Resultaten auch weitere Daten wie z.B. die körperliche Fitness, Pünktlichkeit oder die selbst verfassten Rennberichte ein.
Gesamtwertung des Porsche Mobil 1 Supercup nach Lauf 8 in Monza
Der Porsche Mobil 1 Supercup beendete mit dem Finale 2023 eine atemberaubende Saison voller Rekorde, Höchstspannung und denkwürdiger Rennen. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr, wenn auf den prestigeträchtigsten Rennstrecken Europas wieder der reinrassige Boxermotorensound der Porsche 911 GT3 Cup ertönt – wie immer im Rahmen ausgewählter Formel 1 Events!