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Der Porsche 963 #7 fährt vor dem 963 #6 und einem grünen Porsche 911 GT3 R auf der Geraden.

3/22/2023

Porsche Penske Motorsport in Sebring: Souverän gegen die Umstände.

Fluch und Segen in Sebring: Souveräner Kampf gegen die Umstände.

Die Mottofarbe des Super Sebring Wochenende schien gelb zu sein: Sowohl in der FIA World Endurance Championship WEC als auch der IMSA WeatherTech SportsCar Championship sah sich das Fahrerfeld regelmäßig gezwungen, sich im Full-Course-Yellow fortzubewegen. Für Porsche Penske Motorsport waren die Gelbphasen Fluch und Segen zugleich.

 

Mit dem Super Sebring Wochenende ging es für beide Rennserien an den Ort, den viele als Geburtsort amerikanischer Langstreckenrennen sehen. Unter fast idealen Wetterbedingungen ging es für die Teams an den Start. Für Motorsport Fans war das Event ein Action-geladenes Doppelpack an einem Wochenende. Und das Feld lieferte genau das auch ab: die Platzierungen waren hart umkämpft und die Momente der Spannung wurden lediglich durch Gelbphasen entzerrt, nur um bei deren Auflösung erneut die Zuschauer zum Mitfiebern einzuladen.

 

Der Porsche 963 trat dieses Wochenende in die Nachfolge seiner erfolgreichen Ahnen: dem Porsche 718 RS 60, 962, 935 und dem Porsche RS Spyder. Sie alle haben in Sebring schon unglaubliche Erfolge gefeiert. Kein Wunder also, dass die WEC- und IMSA-Teams sich mit hohen Ansprüchen in Florida zusammenfanden. Trotzdem war es vorher allen bewusst, dass die 1000 Meilen von Sebring das erste WEC-Rennen der Saison sein wird und mit Eingewöhnungseffekten zu rechnen war.

Video-Zusammenschnitt aus Interviews mit Team Porsche Penske Motorsport Mitgliedern und Eindrücken aus der Box und vom Rennen in Sebring.

Vielversprechender WEC-Start mit den 1000 Meilen von Sebring.

Den Anfang auf der knapp sechs Kilometer langen Strecke machten die WEC mit ihren 1000 Meilen von Sebring. Über acht Stunden sollten die Fahrzeuge der Hypercar-, LMP2- und LM GTE Am-Klasse Leistung abliefern und das über die unebene Oberfläche der ehemaligen Hendricks Army Airfield im Bundeststaat Florida.

Das Team Porsche Penske Motorsport erlangte im Qualifying die Start-Plätze sechs für das Fahrzeug #6 und sieben für den Porsche 963 #7. Und schon vor dem Start war dem Team mit der Heimat in Mannheim bewusst, wo Verbesserungsmöglichkeiten bestanden. „Fakt ist: Wir holen noch nicht das Maximum aus dem Porsche 963 heraus. Wir sind überzeugt, das Auto ist besser als das“, sagte Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh, nach dem Qualifying. Trotzdem: In typischer Porsche Manier war das Team bereit, alles zu geben. 


Gerade im ersten Drittel des Rennens standen alle Zeichen auf Full-Course-Yellow – ein frustrierender Start. Schon acht Minuten nach dem Start ereignete sich der erste Unfall auf der Strecke und hatte eine knapp 15-minütige Safety-Car-Phase zur Folge. Für sämtliche Fahrzeuge auf der Strecke hieß es also Überholverbot, Geschwindigkeitsdrosselung und kein Zugang zur Box. Als das Safety-Car die Strecke wieder freigab, nutzte das Porsche Penske Motorsport Team das verdichtete Fahrerfeld zum erneuten Angriff. Kévin Estre in der #6 arbeitete sich mit Unterstützung früher Boxenstopps der Konkurrenz bis auf Platz drei voran, nur um die Platzierung wieder gegen Cadillac zu verlieren.


Während die #5 seine Start-Position überwiegend hielt, duellierte sich die #6 weiterhin um den dritten Platz. Nach der fünften Full-Course-Yellow Phase ging Estre in den Angriff über, nachdem er mehrere Runden lang Druck auf den Cadillac auf Platz drei ausgeübt hatte. Der Angriff war ein voller Erfolg, jedoch auf Kosten des Reifenverschleißes durch das fast 20-minütige Duell mit dem Cadillac – Estre musste zum Reifenwechsel in die Box.
 

Das Reifenmanagement hat heute eine wirklich wichtige Rolle gespielt, damit wir im Spiel bleiben.

Michael ChristensenFahrer Porsche 963 #5
Noch vor Ende der ersten Rennhälfte erfolgte ein Fahrerwechsel zu André Lotterer. Zwar ging das mit einem Verlust von zwei Platzierungen einher, aber innerhalb der nächsten Stunde kehrte der 963 #6 zurück auf Platz drei und Lotterer verteidigte den Platz erneut – diesmal gegen den Ferrari #50.


Der weitere Verlauf des Rennens bewies eines: obwohl es dem Team bewusst war, dass sie noch nicht alles aus dem Porsche 963 herausholen konnten, zeigten sie schon welche Ambitionen sie haben. Über sieben Stunden lang konnten Zuschauer verfolgen, wie Porsche mit den Cadillac- und Ferrari-Teams mithielt und regelmäßig an ihre Grenzen brachte. Schlussendlich verlor die #6 den Kontakt zum dritten Platz durch ein kurzzeitiges Elektronikproblem in der Box und fiel weiter zurück auf Platz sechs, hinter das Schwesterauto. Hier blieben die zwei Porsche 963 bis zum Abschluss des Rennens: Platz fünf und sechs in der Hypercar-Klasse der WEC für Porsche Penske Motorsport, und aktuell Platz vier mit 15 Punkten für das Team in der Klassenwertung.


Für das erste Rennen eine unglaubliche Leistung der Fahrer, Ingenieure und Mechaniker. „Das gesamte Team und unsere Fahrer haben restlos alles gegeben und bis zum Ende gekämpft“, lobt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport und ergänzt: „Wir haben das Maximum aus unseren derzeitigen Möglichkeiten gemacht. Allerdings wurde gleichzeitig auch sehr deutlich, dass wir in vielen Bereichen noch Aufholbedarf haben.“ 


Bis zum nächsten Rennen am 16. April in Portugal heißt es also: bis ins Detail Verbesserungspotenzial finden und nutzen.
 
Der Porsche 963 #6 kurz nach dem Start inmitten eines vollen Fahrfeldes.
Der Porsche 963 #6 liegt in Führung vor dem Cadillac Hypercar, dicht gefolgt vom Porsche 963 #5.
Der Porsche 963 #5 in der Box, umgeben von Mechanikern.
Fahrerwechsel beim Porsche #6, Kévin Estre steht neben der geöffneten Fahrertür.
Der Porsche 963 #6 bei Sonnenuntergang bei der Einfahrt in die erste Kurve der Rennstrecke.
In den nächsten Stunden schien das Team auf Beständigkeit zu setzen und die beiden Porsche 963 hefteten sich an die Fersen der Top-Platzierungen. Sieben Stunden nach dem Start erlebte aber #6 erneut einen Rückschlag. Während einer Gelbphase fährt ein nachfolgendes Fahrzeug auf das Heck des Amerikaners Dane Cameron und das Team ist gezwungen, den Heckflügel auszutauschen. Fast gleichzeitig setzte aber die #7 zum Angriff an und übernahm den zweiten Platz im Feld. Obwohl das Konkurrenzfahrzeug auf Platz eins einiges an Vorsprung hatte, war der Kampf eröffnet. Und die #7 arbeitete sich hartnäckig nach vorn. 


Als die Dunkelheit der Nacht einsetzte und weniger als eine Stunde verbleibender Rennzeit blieb, konnte die Verbissenheit des Teams sich sehen lassen: Mathieu Jaminet im Fahrzeug Nummer sechs und Felipe Nasr in der Nummer sieben hatten jeweils den ersten und dritten Platz erobert. Zwischen ihnen der Acura #10, der im Gesamtverlauf sich bereits mehrfach mit den Porsche Fahrzeugen harte Duelle geliefert hatte. 


In der letzten Stunde des Rennens setzte der Acura erneut in einer Kurve zum Überholmanöver an. Neben dem 963 und dem Acura bewegten sich zudem einige Fahrzeuge der anderen Klassen in der Kurve. Alle mit noch besseren Platzierungen im Blick, um Punkte zu erhalten.


Der Acura zog in die Innenkurve, wurde abgeblockt von Jaminet und dort kam es zur Berührung ihrer Fahrzeuge. Jaminet konnte den 963 noch abfangen und seine Spur halten, doch der Acura driftete in die Staubfläche und schoss unkontrolliert über den Scheitelpunkt der Kurve – direkt in die #6 von Mathieu Jaminet.


Es folgte ein Massencrash. Die involvierten Fahrzeuge rutschten überwiegend in die Auslauffläche, der Porsche 963 #6 von Jaminet genau in die Fahrspur seines Teamkollegen Felipe Nasr in der #7. Dieser schoss über die Haube des anderen 963 und kam glücklicherweise dann zum Stehen. Beide Fahrer blieben unversehrt.


Die Enttäuschung im Team war groß, denn die Chance auf den ersten großen Erfolg war zum Greifen nah. Trotzdem erreichte der Porsche 963 #6 das Podium auf Platz drei der GTP-Klasse und bewies damit, welches Potenzial im Porsche Penske Motorsport Team steckt. 
 
Der Porsche 963 #6 fährt teilweise über die Curb um die Kurve.

Ein schönes Rennen endete furchtbar. Ich möchte dennoch die positiven Dinge in den Vordergrund rücken: Das Team hat toll gearbeitet, das Auto war im Rennen sehr stark.

Mathieu JaminetFahrer Porsche 963 #6
Der Porsche 963 #6 im Duell mit anderen GTP-Fahrzeugen in einer Kurve.
Beide Porsche 963 Fahrzeuge bei Dämmerung auf der Geraden.
Der Porsche 963 #7 in der Box.
Der Porsche 963 #7 bei Nacht.
Von links nach rechts: Dane Cameron, Mathieu Jaminet und Nick Tandy halten ihre Siegestrophäen.
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