Neue Strecken im Porsche Supercup Kalender halten naturgemäß Überraschungen bereit. In Le Castellet war das die Leistung von Nachwuchsfahrer Bastian Buus, der im ohnehin schon starken BWT Lechner Team an diesem Wochenende eine überragende Leistung zeigte.
Die Rookies des Porsche Mobil 1 Supercup zählen zu den Spitzenkräften im internationalen GT-Rennsport-Nachwuchs. Dass einer von ihnen, #7 Bastian Buus (DNK/BWT Lechner Racing), Training, Qualifying und Rennen gewinnt kommt dennoch höchst selten vor und verdient größten Respekt. Das Layout der 5,842 Kilometer langen Grand Prix Strecke auf dem Circuit Paul Ricard schien Buus darüber hinaus besonders zu liegen.
Der französische Kurs stand schon im letzten Jahr auf dem Programm, musste aber wegen Corona- und Brexit-bedingten Verschiebungen aus dem Kalender genommen werden. In dieser Saison freuten sich daher besonders auch die französischen Fahrer auf ein Rennen auf heimischen Boden – z.B. Florian Latorre, der den Porsche 911 GT3 Cup mit der Nr. 13 von CLRT fuhr. Vier weitere Gastfahrer verstärkten das Feld der permanenten Piloten, so dass wieder 32 Rennwagen auf die Strecke gingen: #29 Leonardo Caglioni (ITA) für Ombra Racing, #35 Ariel Levi (ISR) für Huber Racing und die beiden Australier #38 Aaron Love und #39 Stephen Grove für Martinet by Alméras.
In Training und Qualifying deutete sich das nächste pinke Wochenende an.
Heißes Wetter, hohen Asphalttemperaturen und wechselnde Winde stellten die Fahrer und Teams über das gesamte Rennwochenende vor besondere Herausforderungen. Im Fokus: die Reifen, welche in den schnellen Kurvenkombinationen stark beansprucht wurden. Dazu der neue Kurs, auf dem unter anderem keiner der vier Piloten an der Tabellenspitze bisher ein Rennen gefahren ist – die Chancen waren für dieses Quartett also zumindest identisch.
Die beiden Lechner-Racing-Fahrer #5 Dylan Pereira (LUX) und #6 Harry King (GBR), #25 Larry ten Voorde (NLD/Team GP Elite) und #3 Laurin Heinrich (DEU/SSR Huber Racing) lieferten trotzdem überzeugende Ergebnisse im Training und Qualifying ab – an Pole-Setter Buus jedoch bissen sie sich die Zähne aus.
Am nähesten kam dem dänischen Jungtalent im Qualifying #12 Marvin Klein (FRA/CLRT) mit der zweitschnellsten Zeit. Durch eine Strafe aus dem vorangegangenen Supercup-Rennen in Österreich musste er die zweite Startposition allerdings abgeben. Dadurch besetzen die drei Lechner Racing Fahrer die ersten drei Startpositionen beim Rennen und bestätigen die Top-Form des Teams, das in der Teamwertung bereits erhebliche Vorsprung auf SSR Huber Racing hat. Ten Voorde, Klein, #1 Morris Schuring (NLD/Huber Racing), Heinrich und #16 Simone Iaquinta (ITA/Dinamic Motorsport) komplettierten die ersten acht Startplätze auf dem Grid des Rennens am Sonntag.
Heißes Rennen mit intensiv geführten Duellen.
In der größten Mittagshitze startete das komplette Feld des #Porsche Supercup in das 5. Saisonrennen. Buus verteidigte seine Pole Position auf den ersten Metern im Stil eines Routiniers gegen seinen hart attackierenden Teamkollegen Harry King. Auch beim Restart nach einer im Verlauf der ersten Runde ausgelösten Safety-Car-Phase ließ er sich nicht überrumpeln. Wieder behielt Buus die Führung und fuhr im rund 375 kW (510 PS) starken Porsche 911 GT3 Cup anschließend einen ungefährdeten Sieg heraus.
Große Erleichterung auch bei Larry ten Voorde: Der Titelverteidiger aus dem Team GP Elite ging gleich beim Start an Pereira vorbei. Nach seiner Nullrunde beim vorangegangenen Rennen in Österreich aufgrund einer unverschuldeten Kollision konnte es mit Rang drei auf dem Circuit Paul Ricard den Abstand zur Tabellenspitze wieder etwas verkürzen.
Porsche-Junior Laurin Heinrich kam als Vierter ins Ziel. Diese Position verlor der 20-Jährige allerdings durch eine nachträgliche Zeitstrafe von drei Sekunden: Die Sportkommissare kreideten dem Deutschen aus dem Team SSR Huber Racing an, direkt nach dem Start außerhalb der Streckenbegrenzung überholt zu haben. Heinrich musste den vierten Rang deswegen an Dylan Pereira abgeben. Der Luxemburger aus den Team BWT Lechner Racing verteidigte damit die Führung in der Gesamtwertung.
Auch die Fahrer im Mittelfeld lieferten über das gesamte Rennen begeisternde Duelle ab, wobei ausgerechnet die französischen Fahrer bisweilen unglücklich agierten. Lokalmatador #19 Dorian Boccolacci (FRA/Martinet by Alméras) zum Beispiel kam nicht über Platz 12 hinaus.
In der Rookie-Wertung bleibt Bastian Buus auch im fünften Saisonrennen ungeschlagen und setzt sich mittlerweile deutlich von seinen Verfolgern ab. Den Sieg in der ProAm-Wertung sicherte sich der Norweger #21 Roar Lindland (Pierre Martinet by Alméras), neben dem am Ende mit #11 Clement Mateu (CLRT) und #22 Stéphane Denoual auch zwei Franzosen auf dem Podium von Le Castellet feiern durften.
Nach dem Rennen auf dem hochmodernen Circuit Paul Ricard steht für den Porsche Mobil 1 Supercup nun eine der traditionsreichsten Rennstrecken der Formel 1 auf dem Programm: Zum sechsten Lauf treten die 911 GT3 Cup auf der Ardennen-Achterbahn im belgischen Spa-Francorchamps an.
Einer wird dann nicht mehr dabei sein: #4 Michael Ammermüller (DEU/SSR Huber Racing) hat in Le Castellet den Rückzug von seinen Rennaktivitäten angekündigt. In der bisherigen Saison konnte der dreifache Porsche Supercup Champion nur 19 Punkte einfahren.