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7/1/2021

Zooming In: In der Bremse liegt die Kraft

Willkommen zu Zooming In: dem Insider-Blick auf die Technologie und das Talent, das uns antreibt. In dieser Folge erklärt Olivier Champenois, Lead Race Engineer des TAG Heuer Porsche Formula E Teams, was passiert, wenn wir beim 99X Electric auf die Bremse treten.

Eines der aufregendsten Dinge an der Formel E, neben dem Adrenalin natürlich, ist die fortschreitende Technologie. Und die Bremstechnik in der Formel E ist im Motorsport einzigartig.

 

Den Unterschied macht das Prinzip der Rekuperation – die Rückgewinnung von elektrischer Energie durch Bremskraft. Der durch die dabei herrschenden Kräfte erzeugte Strom wird so an die Batterie zurückgeführt, um sie aufzuladen. Und Bremskraft braucht der 99X Electric mit einer Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h reichlich. Da sich die Rekuperation jedoch auf die hinteren Bremsen auswirkt, ist der Bremsvorgang in der elektrischen Rennserie komplexer, als man zunächst annimmt. Formel-E-Autos verfügen nämlich neben dem konventionellen Bremspedal noch um ein „Recup“-Pedal am Lenkrad.

 

Besonders in den ersten Formel-E-Saisons war das Rekuperieren eine Herausforderung: Das regenerative Bremsen führte damals noch zu diversen Verzögerungen bei den hinteren Rädern. Zwar sind die Fahrer in der Lage, verschiedene Einstellungen über das Lenkrad anzupassen, doch das Nachjustieren der Bremskraft während des Rennens hatte oft eine Blockade der Bremsen zur Folge.

 

Die Hightech-Lösung war das Brake-by-Wire-System (BBW). Wenn der Fahrer das Bremspedal tritt, gleicht ein elektronisches Steuergerät (ECU) aus, wie viel Bremskraft gewünscht ist und welche regenerative Bremswirkung erzielt wird. Es übt genügend Druck auf die hinteren Bremsen aus, um sie für eine konstante Bremsung auszugleichen.

 

Abgesehen von der Elektronik sind die Bremsen für ultimative Leistung konzipiert. Die Monoblock-Bremssättel bestehen aus einer leichten Aluminiumlegierung (1,4 kg vorne, unter 1 kg hinten). Während des Rennens arbeiten die speziell gefertigten Carbon-Scheiben und -Pads in einem optimalen Bereich von 400 bis 800 °C. Die größeren Vorderbremsen, die im Rennen dem größten Druck ausgesetzt sind, werden zusätzlich über einzigartige Kühlkanäle belüftet.

 

Die Kombination von modernster Maschinen- und Computertechnologie ermöglicht eine bessere Kontrolle. Doch eine der größten Herausforderungen in der Formel E ist die Normierung der Fahrzeuge – und darunter fällt auch das Bremssystem. Schaut man über typische Formel-E-Strategien hinweg, die auf dem #FANBOOST oder dem Attack Mode basieren, bleibt als Überholmöglichkeit nur noch das spätere Bremsen als die Konkurrenz über. So kommt es im Eifer des Gefechts auch in der Formel E am Ende auf das Können des Fahrers an.

 

Wir hoffen, dass Ihnen der Einblick in die Technologie gefallen hat, die unsere Welt im Motorsport antreibt. Bis zur nächsten Episode von Zooming In.

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