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4/28/2021

Roadtrip in die Welt des Rennsports

Brock Keen führt seine Follower zu den Helden der US-Racingszene. Wie wird er dort aufgenommen?

Im Gespräch wirkt Brock Keen selbstbewusst, eloquent, humorvoll, ein typischer Amerikaner von der West Coast. „Vor meinen Treffen mit Größen des amerikanischen Motorsports in Kalifornien war ich allerdings nervös, geradezu ängstlich“, gibt er gerne zu, „schließlich bin ich selbst kein Rennfahrer.“ Die Befürchtungen waren unnötig, wie sich während einer kleinen Reise für den Mann herausstellt, der sich mit seinem Instagram-Profil @996roadtrip zu einer Kultfigur entwickelt hat.

 

Brock Keen schwärmt für Porsche, seit er als Neunjähriger in einem grauen 928 des Nachbarn saß. Zu eigenen Sportwagen aus Zuffenhausen hat er es längst gebracht. Motorsport verfolgt er als begeisterter Betrachter. „Ich liebe die Geschwindigkeit, das Adrenalin, das Design der Rennwagen. Dieses Zusammenspiel von mechanischer Perfektion, Mechanik und Fahrern erfordert eine perfekte Zusammenarbeit", betont er. Mit diesem Roadtrip möchte er eintauchen in die Welt dieses Sports. Er besucht Rennfahrer, die viele Erfolge mit einem Porsche errungen haben und Spezialisten, die einen Porsche noch schneller werden lassen. Sie alle sind weit über die amerikanische Westküste hinaus bekannt.

Startpunkt: Portland/Oregon, danach zwölf Tage und 4.000 Meilen durch Kalifornien. Das Fahrzeug: Ein Porsche 911 Carrera 4S der Modellreihe 996. Die Unterkunft: Ein Porsche 911 Carrera 4S der Modellreihe 996. Schließlich ist sein Elfer mit einem Dachzelt für zwei Personen ausgerüstet. Bestellt hat er es für einen Range Rover. Auf den Geländewagen passt es nicht, auf den Sportwagen schon.
Porsche und einige Freunde helfen bei den Terminen. Der erste Treffpunkt klappt schon mal nicht, Waldbrände machen Rennstrecken wie Weinberge unerreichbar. Kevin Buckler, die erste Zielperson, schlägt vor: „Komm‘ nach Petaluma.“ Der kleine Ort liegt eine knappe Autostunde nördlich von San Francisco. In Downtown Petaluma betreibt der Daytona-Gesamt- und Le Mans-Klassensieger seinen landesweit bekannten Rennstall „The Racers Group“ und ebenso die Boutique für seine „Adobe Road Weine“. „Eine phänomenale Kombination“, sagt Brock Keen lachend. Auf dem Gelände von Weinhandlung, Restaurant und Open-Air-Bühne ist viel Platz, auch für einen Porsche 911 mit Dachzelt.

Fahrer und Fan gehen einige Schritte entlang des nahe gelegenen Petaluma River. Erster Eindruck: „Kevin ist völlig normal, geradezu bodenständig. Er öffnet für mich seine Türen, als würden wir uns seit Jahren gut kennen.“ Für Dinner samt Weinen ist gesorgt. Am zweiten Tag lädt Kevin Buckler in die heiligen Hallen von „The Racers Group“. Im professionellen GT-Motorsport hat kein unabhängiges Team bei nordamerikanischen Sportwagenrennen mehr Siege errungen als Bucklers 1995 gegründeter Rennstall. 

 

Zwischen aufregenden Elfern für die Rennstrecken und unzähligen Trophäen entkorkt Buckler eine Flasche Wein. Die beiden Geschäftsleute philosophieren über das Geschäftsleben. „Ein Business zu führen ähnelt einem 24-Stunden-Rennen“, sagt Buckler, „man durchläuft einen langwierigen Prozess, manchmal erscheint alles hoffnungslos. Aber es ist noch lange nicht vorbei, du musst immer angreifen. Dann kommt auch der Erfolg.“ Brock Keen weiß mit Anfang 40 aus eigener Erfahrung, „manchmal musst Du eine zusätzliche Runde drehen.“ Vor fünf Generationen kam seine Familie mit dem Planwagen nach Oregon. Keen hat er in den letzten Jahren mehrere Unternehmen gegründet, auch im Bereich der Outdoor-Bekleidung. Einige Geschäftsideen haben sich durchgesetzt, andere sind wieder vom Markt verschwunden. „Das gehört dazu. Ich gehe gerne Risiken ein und liebe Abenteuer, sowohl bei der Arbeit als auch auf meinen Roadtrips." 

 

Als einer der Termine platzt, improvisiert Brock Keen und fährt einige Stunden zur Rennstrecke Willow Springs. Samt Fotograf sucht er nach einem Schlafplatz. Unweit der Rennstrecke kommt seinem Begleiter eine Katze in die Quere. Sie räkelt sich auf dem Heckspoiler eines der dort abgestellten Porsche GT3. Was für ein Motiv! Doch schon biegt ein Golfcart um die Ecke. „Wir dachten an Security, befürchteten Schwierigkeiten.“

Dann erkennt Brock Keen ein Idol, die charmante Martina Kwan. „Hey Martina, ich folge dir auf Instagram!“ Die mehrfache Gewinnerin kalifornischer Clubmeisterschaften auf Porsche mit Wurzeln in Hong Kong lächelt zurück. Ihr Begleiter stellt sich vor. „Ich bin Dwain Dement“. Keine Reaktion. „Erkennen Sie mich nicht?“ Doch, nun doch! Dwain Dement ist der Chef von Vision Motorsports, aus der US-Porsche-Szene nicht wegzudenken. Ergebnis einer langen Unterhaltung – der Porsche mit Zeltdach findet am schönsten Ort der Rennstrecke sein Plätzchen für die Nacht. „Dort, wo es spukt“, prophezeit Martina Kwan. Und tatsächlich: Mitten in der Nacht schrecken die beiden Camper hoch. Beide haben es gehört: Den Jubel von Menschen auf der Tribüne längst vergangener Autorennen. Ob Brock Keen in diesem Augenblick endgültig im Mekka des Motorsport angekommen ist?
Patrick Long ist eine Ikone, nicht nur in den USA. Nach 2003 ist Long der einzige Amerikaner auf der Liste der Porsche Werksfahrer. Er hat alle großen Langstrecken gewonnen. Im Gespräch findet Long viel Zeit und Muße, um sich ausführlich über Themen vom Motorsport, über Geschäfte bis zu Kind und Kegel zu reden. In North Hollywood präsentiert Rod Emroy, ein Freund aus früheren Tagen, seine 356er, die wegen ihrer drastischen Umbauten jeder als „Outlaws“ bezeichnet.

Im Porsche Experience Center in Los Angeles und Hauptsitz von Porsche Motorsport North America steht Brock Keen vor einem Porsche 917, der in Le Mans gestartet ist und dem 911 GT1. „Es war aufregend für mich, diese Rennwagen zu berühren“, erzählt er leise lächelnd. Auf dem Handlingkurs sucht er unter professioneller Anleitung nach der perfekten Linie, im eigenen 911 und natürlich samt Dachzelt. 

 

Dwain Dement wiederum ist es, der Brocks wegen eines defekten AC-Kompressors qualmenden und ungesund klingenden Elfer wieder flott macht. An einem Sonntag.

Nach ungezählten Stunden der Gastfreundschaft und inhaltsreicher Gespräche kennt Brock Keen einen Grund, warum Porsche im Motorsport so erfolgreich ist. „Schnelle Autos sind das eine, klar. Es geht aber um noch viel mehr, um Gemeinschaft, Freundschaft und Hilfe untereinander.“ Brock Keen spürt am Ende dieser Reise, dass auch er zu den Racern gehört.

 

Fotografen: Brandon Haley & Marc A. Goldbaum

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